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Wir haben es geschafft, das positive Momentum aus dem Jahr 2021 fortzuführen und den Fokus auf das professionelle Audiogeschäft zu setzen, so wie wir es uns strategisch vorgenommen haben.Ein Gespräch über das Geschäftsjahr 2022 mit den Co-CEOs Dr. Andreas und Daniel Sennheiser

Wie sieht Ihr Resümee für das Geschäftsjahr 2022 aus? Sind Sie zufrieden?

Daniel Sennheiser: Wir sind mit den Ergebnissen für das Jahr 2022 sehr zufrieden. Wir haben es geschafft, das positive Momentum aus dem Jahr 2021 fortzuführen und den Fokus auf das professionelle Audiogeschäft zu setzen, so wie wir es uns strategisch vorgenommen haben. Zum Anfang des Jahres 2022 haben wir wie angekündigt das Consumer-Geschäft verkauft und konzentrieren uns seither auf die Geschäftsbereiche Pro Audio, Business Communication und Neumann. Diese Fokussierung zeigt Wirkung: Wir konnten deutlich schneller wachsen und gleichzeitig die Profitabilität erhöhen.

Wenn Sie auf das Jahr 2022 zurückblicken: Was war in einem Jahr, in dem sich so viel verändert hat, letztlich erfolgsentscheidend?

Daniel Sennheiser: Für unseren Erfolg in 2022 haben mehrere Faktoren zusammengespielt: Auf der einen Seite gab es eine deutliche Markterholung, die wir natürlich gespürt haben. Auf der anderen Seite haben wir auch im Unternehmen eine unglaubliche Tatbereitschaft aller Mitarbeitenden erlebt. Der neue Fokus und die klare Strategie haben dazu beigetragen, dass alle Mitarbeitenden wussten, wohin wir wollen und wie jede*r einen individuellen Beitrag dazu leisten kann, unsere Ziele zu erreichen.

Andreas Sennheiser: Dabei haben unsere Teams Unglaubliches geleistet. Zum einen haben wir, nachdem die meisten Corona-Regelungen aufgehoben wurden, wieder direkt mit unserem Alltagsgeschäft losgelegt, zum anderen haben wir parallel den Carve-Out zusammen realisiert. Gleichzeitig konnten wir durch unsere hohe Wertschöpfungstiefe auch unsere Lieferfähigkeit durchgängig gewährleisten.

Vergangenes Jahr hatten Sie angekündigt, dass Sie aus eigener Kraft nachhaltig wachsen wollen. Ist das gelungen?

Andreas Sennheiser: Unser Umsatz hat sich – trotz Verkauf des Consumer-Geschäfts – nicht halbiert; wir sind stattdessen im professionellen Bereich stark gewachsen. Wir gehen daher davon aus, dass das Unternehmen voraussichtlich schneller wieder zur ursprünglichen Größe zurückkehren wird als bisher angenommen.

Daniel Sennheiser: Wir haben einen Boom im Bereich Business Communication mit hybriden Konferenzen und Lösungen für Universitäten erlebt. Gleichzeitig haben wir in allen Marktsegmenten im Pro Audio Bereich überproportionales Wachstum realisieren können. Künstler und Künstlerinnen wollten wieder auf die Bühne. Es besteht ein enormer Nachholbedarf, sowohl bei den Musiker*innen, die spielen möchten, als auch bei den Menschen, die Konzerte besuchen möchten, um endlich wieder Live-Musik zu erleben. Neumann hat sich nach fast zwei Jahren Wachstum, die fast zu einer Verdopplung des Geschäfts geführt haben, 2022 auf einem hohen Niveau stabilisiert. Für 2023 sehen wir bereits, dass wir auch hier wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren.

Wie haben sich die einzelnen Regionen entwickelt?

Daniel Sennheiser: Die positive Umsatzentwicklung hat sich in allen Regionen widergespiegelt. Wir sehen allerdings deutlich, dass der größte Markt für Audio-Produkte, Amerika, auch der dynamischste war. In der Region APAC haben wir eine etwas langsamere Erholung beobachtet, dies war den deutlich länger anhaltenden Restriktionen der Corona Pandemie geschuldet. Daher gibt es dort eine verzögerte Belebung, die sich jetzt im Verlauf des Jahres 2023 positiv auswirkt. Europa ist nach wie vor ein sehr stabiler Markt, mit kontinuierlichem Wachstum insbesondere im Bereich Business Communication.

"Wir haben basierend auf unserer Strategie angekündigt, weiter in die Kernkompetenzen von der Sennheiser-Gruppe zu investieren. Dies tun wir nun und bauen entsprechend Kräfte und Mitarbeitende auf – besonders im Bereich Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig investieren wir in unsere Produktionsstandorte in Deutschland und Rumänien."

Andreas Sennheiser
Das Wachstum zeigt sich nicht nur im Umsatz, sondern auch in der Anzahl der Mitarbeitenden. Sie haben mit dem Verkauf des Consumer-Geschäfts 650 Mitarbeitende abgegeben. Wie groß ist das Unternehmen heute und welche Entwicklung sehen Sie für die Zukunft?

Andreas Sennheiser: Wir haben basierend auf unserer Strategie angekündigt, weiter in die Kernkompetenzen von der Sennheiser-Gruppe zu investieren. Dies tun wir nun und bauen entsprechend Kräfte und Mitarbeitende auf – besonders im Bereich Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig investieren wir in unsere Produktionsstandorte in Deutschland und Rumänien. Natürlich agieren wir dabei mit Umsicht und planen langfristig. Aber es ist immer unser Ziel, unseren Kund*innen technologisch hochwertige Lösungen anzubieten und dazu braucht es eine Vielzahl an passionierten Mitarbeitenden.

Daniel Sennheiser: Dabei können wir immer hochwertigere Arbeitsplätze anbieten. Das betrifft die Produktion, aber auch andere Bereiche, da wir einfache und Routine-Tätigkeiten verstärkt elektronisch unterstützen – ob in der Buchhaltung, wo Software-Roboter für Auswertungen eingesetzt werden oder in der Produktion, wo mechanische Roboter monotone Tätigkeiten übernehmen. Auch in den Entwicklungsabteilungen benötigen wir insbesondere anspruchsvolle Systemarchitektur-Profile. So werden in allen Bereichen des Unternehmens die Tätigkeiten immer anspruchsvoller und damit attraktiver.

Sie haben bereits Ihre Strategie und den Fokus auf das professionelle Geschäft angesprochen. Wie sieht diese Strategie für das Unternehmen als Ganzes und für die einzelnen Business Units aus?

Daniel Sennheiser: Als Unternehmen haben wir uns der Vision verschrieben, der Welt bessere Audio-Erlebnisse zu bieten. Diese Vision spiegelt sich in den unterschiedlichen Strategien der Business Units auf verschiedene Art und Weise wider. Für den Bereich Business Communication steht im Fokus, die Welt der Zusammenarbeit und des Lernens mit guter Audiotechnik auszustatten und das zukünftige Miteinander zu gestalten. Entscheidend sind hier strategische Kooperationen mit anderen Unternehmen wie Microsoft, Cisco oder QSC. Hier ist die Kooperationsfähigkeit mit Partner*innen für die bestmögliche Lösung entscheidend, weil unsere Technik nur ein Teil des Gesamtsystems ist.

Andreas Sennheiser: Mit dem Bereich Pro Audio haben wir uns auf die alten Stärken besonnen: Wir wollen Musiker*innen, Content Produzent*innen und Rundfunkanstalten ermöglichen, mit unseren Produkten ihren künstlerischen Ausdruck zur Geltung zu bringen. Hierbei ist es entscheidend, den Künstler*innen mit immer neuen Technologien maximale Sicherheit und Zuverlässigkeit zu bieten.

Bei Neumann ist die Strategie in allen Bereichen, in denen wir arbeiten, die Referenz zu sein. Wir sind stolz darauf, dass uns genau das zuletzt mit unserem ersten Audio-Interface, dem MT48, gelungen ist. Durch die Kombination der Expertise von Merging Technologies auf dem Gebiet der AD/DA-Wandler in Kombination mit langjährigem Neumann-Wissen über Mikrofone und Monitoring haben wir hier ein Produkt geschaffen, das in Bezug auf Klangqualität, Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit wirklich außergewöhnlich ist.

Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial für die nächsten Jahre?

Daniel Sennheiser: Das größte Wachstumspotenzial ist ganz klar im Bereich Business Communication. Hier ist unser Ziel, in der Mehrzahl aller Meetingräume weltweit mit unseren Mikrofonen und Audiolösungen vertreten zu sein. In diesem Bereich werden wir kontinuierlich unser Portfolio erweitern. Gleichzeitig gibt es in der Hochschulbildung riesige Potenziale: sowohl im Bereich Kollaboration, also hybride Lernräume, als auch im Bereich des Assistive Listening. Beispielsweise wird unser Sennheiser Connect System immer weiter ausgebaut und dient zum einen der Live-Einbindung des Publikums und zum anderen ermöglicht es mit der mobilen Hörunterstützung Barrierefreiheit und Inklusion.

Ein neuer Geschäftsbereich ist Sennheiser Mobility. In den letzten Monaten gab es ja bereits interessante Projekte mit Morgan Motors, aber auch mit dem CUPRA Tavascan Modell. Was genau sind die Zukunftspläne für Sennheiser Mobility?

Andreas Sennheiser: Sennheiser steht für exzellente Audio-Erlebnisse und das Auto ist seit jeher ein Ort, an dem sich Menschen viel aufhalten und die Zeit gerne mit guter Musik, Telefonaten oder Nachrichten verbringen. Gerade auch mit E-Autos, in denen Klänge nicht mehr maßgeblich durch den Motor oder den Auspuff generiert werden, sondern durch die Lautsprecher wiedergegeben werden, haben wir eine Chance gesehen, Sennheiser zu positionieren. Im Bereich E-Mobilität geht es darum, Gewicht einzusparen — unsere Audiolösungen, die teilweise sogar ganz ohne Lautsprecher auskommen, können hier einen großen Mehrwert bieten. Wir haben für den Anfang bewusst auf mutige — vielleicht auch disruptive — Marken, wie Morgan und CUPRA, gesetzt, die den Markt neu sehen und die Kund*innengruppe anders ansprechen wollen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir über die Jahre in weiteren Modellen mit unseren innovativen Audiolösungen vertreten sein werden.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Märkte? Was wird kommen, was wird gehen, was wird bleiben?

Daniel Sennheiser: Das Thema Audio ist bereits allgegenwärtig; Audio wird aber in Zukunft noch stärker in alle Lebensbereiche einziehen. Die Qualität wird sich weiter erhöhen, speziell durch immersive Formate, wie unserem AMBEO Programm, mit dem u.a. in virtuellen Meetings Teilnehmende räumlich verortet werden können. Das führt nachweislich zu weniger Ermüdung und einem erhöhten Fokus in den Meetings. Das Gleiche gilt für die Wiedergabe- oder Live Events, in die immer mehr immersive Formate integriert werden. Das kommt dem natürlichen Hören des Menschen viel näher und erzeugt deshalb stärkere Emotionen. Grundsätzlich gilt: Produkte müssen intuitiv bedienbar sein, sie müssen einfach funktionieren. Dabei wird die Technologie, die immer komplexer wird, weiter in den Hintergrund treten, sodass die Kund*innen diese gar nicht mehr in der Form wahrnehmen, wie es der Komplexität eigentlich entsprechen würde.

"Zusammengefasst: für die Zukunft sehen wir eine ständige Veränderung auf der technologischen Seite, um den Kund*innen immer mehr Funktionalitäten bei gleichbleibend einfacher Bedienung zu ermöglichen."

Andreas Sennheiser
Was waren die wichtigsten Investitionsfelder im vergangenen Jahr? Welche Projekte laufen derzeit und was planen Sie für die Zukunft?

Andreas Sennheiser: Für uns steht fest, dass unsere eigene Produktion ein strategischer Mehrwert ist. Einerseits sind wir dadurch unabhängiger von Lieferketten, andererseits können wir so die hochwertige Qualität, für die die Produkte der Marke Sennheiser und Neumann stehen, am besten gewährleisten. In den letzten Jahren, aber vor allem auch im Jahr 2022, haben wir in diesen Bereich massiv investiert: am Standort in der Wedemark haben wir eine neue automatisierte Leiterplattenbestückung und automatisierte Fertigungsmethoden implementiert. In Rumänien geht die Erweiterung des Werks wie geplant voran. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, wird das Werk dreimal so groß sein, wie bisher.

Daniel Sennheiser: Zum anderen investieren wir auch massiv in die Entwicklung, besonders im Bereich Software. Unsere gesamte Entwicklungsorganisation wurde neu aufgestellt, um unser Software-Portfolio besser und effektiver vorantreiben zu können. Parallel dazu treiben wir die Umstellung unserer gesamten IT-Infrastruktur im Hinblick auf digitale Geschäftsmodelle weiter voran.

Es klingt beeindruckend, was am Sennheiser-Standort in Rumänien gerade passiert – wie kann man sich die Entwicklungen vor Ort vorstellen?

Andreas Sennheiser: Rumänien ist unser Werk, in dem über 25.000 drahtlos Mikrofone pro Monat produziert werden. Unser leidenschaftliches Team stellt dort täglich die bewährte Sennheiser Qualität her. Seit der Eröffnung des Werkes im Jahr 2017 schreiben wir Erfolgsgeschichte mit von Jahr zu Jahr steigenden Umsatz- und Mitarbeitendenzahlen.

Sie haben auch in den Standort in Deutschland massiv investiert. Was sind die jeweiligen Fokusthemen der Werke? Was passiert in Rumänien und was passiert in Deutschland?

Daniel Sennheiser: Das deutsche Werk ist auf hochpräzise, automatisierte Prozesse und komplexe Manufaktur-Fertigung spezialisiert. Dazu gehört die vollautomatische Bestückung, aber auch die teilautomatisierte Fertigung von beispielsweise KE 10 Kapseln. In unserem Werk in Brasov, Rumänien, werden seit 2018 Produkte für den Pro Audio Markt gefertigt, darunter die Mikrofonsysteme evolution wireless G4 und evolution wireless Digital. Das Werk hat seinen Fokus auf der manuellen Fertigung sowie der abschließenden Prüfung und Verpackung von Produkten.

Gibt es noch weitere Pläne zur Stärkung der Standorte in Europa?

Daniel Sennheiser: Im Jahr 2022 haben wir damit begonnen, unser Shared Service Center in Posen aufzubauen. Dieses ist Anfang Juni nun offiziell eröffnet worden und wird viele teilautomatisierte Backend-Prozesse — ob in der Buchhaltung, IT oder HR — für die gesamte globale Organisation zur Verfügung stellen. Hier haben wir mittlerweile ein Team von über 50 Mitarbeitenden. Unser Ziel ist es, dass alle Systeme und Prozesse, die repetitiv und zentral angeboten werden können, aus diesem Servicecenter kommen. So stellen wir weltweit eine sehr viel höhere Effizienz sicher.

Ein weiteres Zukunftsthema: In diesem Jahr findet die Weltfunkkonferenz statt. Können Sie uns erläutern, welche Position Sennheiser dabei vertritt und welche Ziele Sie verfolgen?

Andreas Sennheiser: Das Frequenzspektrum ist die Basis für drahtlose Kommunikation, denn ohne Frequenzspektrum gibt es keine Funkverbindung. Insofern ist es für uns wichtig, dass wir bei Änderungen immer mit hinreichend großen Zeiträumen planen können. Das ist besonders im Sinne unserer Kund*innen, damit sie Produkte, in die sie investiert haben, nicht wenige Jahre später wieder ablösen müssen. Deshalb setzen wir für uns möglichst langfristige Stabilität ein. Es gibt im Moment Bestrebungen, Mobilfunkanwendungen – zum Beispiel den öffentlichen Mobilfunk oder Behördenfunk – auf Grundlage einer sekundären oder ko-primären Zuweisung für das TV-UHF-Spektrum zu bekommen. Dies kann zu erheblichen Einschränkungen für drahtlose Mikrofone und In-Ear Monitoring Lösungen führen. Daher ist es umso entscheidender, frühzeitig die hinreichend langen Übergangsfristen zu definieren und in Abstimmung mit den Mobilfunkanbietern zu gehen. Gemeinsam müssen wir definieren, nach welchen Regeln ko-primäre Zugriffe auf dieses Frequenzspektrum in Zukunft funktionieren werden.

Ein Thema, das für die Zukunft der Sennheiser-Gruppe nicht weniger entscheidend ist, ist das Thema Nachhaltigkeit. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sennheiser?

Daniel Sennheiser: Sennheiser handelt als Familienunternehmen schon seit jeher sehr verantwortungsbewusst — Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind die zentralen Themen unserer Zeit und wir stellen uns bei Sennheiser dieser Herausforderung. Um unsere Ziele in die Tat umzusetzen, haben wir ausgehend von den UN-Nachhaltigkeitszielen vier Fokusbereiche festgelegt, in denen wir den größten Einfluss als Unternehmen haben können.

Das ist zum einen der Bereich Diversität. Diversität ist die Grundlage für die Kreativität, die Innovationskultur und den Ideenreichtum bei der Sennheiser-Gruppe. Wir glauben an die Einzigartigkeit von Menschen und sind davon überzeugt, dass ein diverses Team bessere Ergebnisse erzielt, höhere Innovationskraft hat und das Unternehmen nachhaltig profitabler macht. Hier haben wir bereits sehr gute Fortschritte erzielt und werden nach und nach ein immer diverser aufgestelltes Team. Gleichzeitig wollen und müssen wir aber noch sehr viel weiter gehen, um in Zukunft ein attraktives Umfeld für unsere Mitarbeitenden zu schaffen.

Andreas Sennheiser: Des Weiteren fokussieren wir uns auf unsere Supply Chain. Hier gibt es auf der einen Seite das anstehende Lieferkettengesetz, auf das wir uns vorbereiten. Auf der anderen Seite wollen wir aber darüber hinaus unsere weltweite Supply Chain weiter optimieren.

Im Bereich Climate Protection messen wir unseren CO2-Fußabdruck und leiten daraus klare Ziele ab, an denen wir uns dann auch in Zukunft messen. Dabei arbeiten wir zum Beispiel an nachhaltigen Lösungen für Mobilität auf Dienstreisen und Arbeitswegen unserer Mitarbeitenden. Wir haben, wo es möglich ist, Solarzellen auf unseren eigenen Gebäuden installiert, z.B. in Rumänien, womit wir bereits 50 Prozent unseres lokalen Strombedarfs decken werden können.

Beim Thema Circular Economy geht es nicht nur darum, Müll zu vermeiden: wir investieren in die Langlebigkeit unserer Produkte und richten unser neues Produktportfolio nach zirkulären Prinzipien aus. Hier sind wir mit unseren Produkten, die teilweise bis zu 60 Jahre im Einsatz und reparierfähig sind — schon gut positioniert. Aber wir wissen, da geht noch viel mehr.

Klimawandel ist real und Sie haben sich bereits konkrete Ziele gesetzt. Welche sind das genau? Wie planen Sie diese zu erreichen, um die Emissionen weiter zu reduzieren?

Andreas Sennheiser: Konkret wollen wir bis 2030 klimaneutral sein. Im Moment fokussieren wir uns dabei sehr stark auf den Scope eins und Scope zwei, um dort unseren Carbon-Footprint mit geeigneten Maßnahmen bis 2025 um 25 Prozent zu reduzieren. Die Maßnahmen, die dann zur Neutralität führen, definieren wir danach. Ein großer Hebel sind auch unsere Produkte aus dem Bereich Business Communication, denn durch die virtuelle Zusammenarbeit und die Nutzung von unseren Konferenzmikrofonen können wir beispielsweise Flugreisen erheblich reduzieren, damit wir auch im Scope drei einen beachtenswerten Beitrag leisten, um unseren Fußabdruck zu reduzieren.

"Um unsere Strategie zu erfüllen, die zum Ziel hat, die Zukunft der Audioindustrie zu gestalten, brauchen wir das beste Team in der Industrie. Daher investieren wir kontinuierlich in unser Team."

Daniel Sennheiser
Sie haben sich für die Zukunft viel vorgenommen. Welche Rolle spielt denn das Team der Sennheiser-Gruppe in Ihrer Unternehmensstrategie?

Andreas Sennheiser: Alle Produkte und Services, die wir unseren Kund*innen anbieten, basieren auf dem Wissen, der Erfahrung und der Leidenschaft unserer Mitarbeitenden. Deshalb ist es zum einen wichtig, unsere einzigartige Unternehmenskultur zu bewahren. Zum anderen hinterfragen wir stets, was wir gemeinsam als Team wissen, was wir tun, was wir können und welche neuen Fähigkeiten wir uns aneignen müssen. Es ist also ein fortlaufender Prozess, an dem wir als CEOs mit besonderem Augenmerk arbeiten.

Daniel Sennheiser: Um unsere Strategie zu erfüllen, die zum Ziel hat, die Zukunft der Audioindustrie zu gestalten, brauchen wir das beste Team in der Industrie. Daher investieren wir kontinuierlich in unser Team.

In Zeiten des Fachkräftemangels ist es sicherlich nicht immer ganz einfach, das beste Team aufzustellen. Auch die Ansprüche der Menschen, die nach einem neuen Arbeitgeber suchen, haben sich verändert. Wie zeigt sich diese Entwicklung von New Work im Arbeitsalltag von Sennheiser?

Daniel Sennheiser: Es gibt im Prinzip zwei Aspekte, die für uns in diesem Bereich wichtig sind. Der erste ist unsere vollständige Öffnung zu flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsorten. Das bringt viele Vorteile mit sich: Zum einen vergrößern wir damit den Einzugsbereich von Menschen, die für Sennheiser arbeiten wollen; so sprechen wir beispielsweise nicht nur diejenigen an, die zu den Entwicklungsstandorten in die Wedemark, nach Hamburg und Duisburg ziehen möchten. Wir haben auch einzelne Mitarbeitende, die in Süddeutschland oder zum Teil in San Francisco leben und für uns arbeiten. Darüber hinaus macht die Flexibilität, die wir unseren Mitarbeitenden bieten, es ihnen auch einfacher, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Mit bis zu 100 Prozent Homeoffice, die wir ermöglichen – wobei das natürlich immer auf den Job ankommt – befinden wir uns wie viele andere Firmen auch in einem Lernprozess, in dem wir uns fragen: wie viel physische Präsenz im Team ist notwendig und wie viel remote Arbeiten möglich? Sicher ist, dass wir jetzt noch besser, multifunktionale und internationale Teams zusammenstellen können.

Der zweite, ganz wichtige Aspekt ist, dass wir in unsere Mitarbeitenden investieren – beispielsweise durch dedizierte Schulungen und Förderungen, eine betriebseigene Kita, aber auch durch firmeninterne Events wie den Diversity Day oder regionale Veranstaltungen, bei denen wir gemeinsam in die Zukunft schauen und zusammen unsere Erfolge feiern. Es gibt auch zahlreiche Initiativen, die aus der Belegschaft selbst kommen.

Sie haben das Jahr 2023 mit Neuigkeiten in Sachen Führung gestartet: Ein neues Executive Management Board wurde ins Leben gerufen. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden? Was sind die Ziele?

Daniel Sennheiser: Für uns war es wichtig, ein starkes, diverses Management Team aufzustellen, welches sich im weitesten Sinne um das operative Geschäft kümmert. Mit der Integration der Geschäftsbereiche in das EMB rücken unsere Kund*innen noch stärker in den Fokus. Ihre sehr unterschiedlichen Bedürfnisse werden künftig auf höchster Managementebene vertreten und in alle Entscheidungen einbezogen, so dass wir noch näher am Markt agieren können. Unser Bestreben, Innovationen und neue Technologien noch stärker am Markt auszurichten, spiegelt sich darin wider, dass nun auch der Entwicklungsbereich im EMB vertreten ist. Durch die Verzahnung aller zentralen Funktionen mit den Geschäftsbereichen werden die verschiedenen Perspektiven in einem neuen, starken Führungsteam zusammengeführt.

Andreas Sennheiser: Außerdem ist es für uns entscheidend, dass alle auf den Positionen arbeiten können, in denen sie auch wirklich den größten Beitrag leisten können. Das gilt auch für Daniel und mich. Nach vielen Jahren des sehr stark operativen Arbeitens möchten wir unsere Kräfte nun fokussiert dort einsetzen, wo wir als Vertreter der Unternehmerfamilie und als Namensträger den größten Einfluss haben können — und das ist bei den Kund*innen. Wir möchten also das Netzwerk unserer Kund*innen fokussiert mitpflegen und ausbauen. Gleichzeitig gilt es aber auch, die Strategie des Unternehmens voranzutreiben. Doch wir möchten uns auch nach innen richten: auf die Mitarbeitenden und die Kultur im Unternehmen. Wir möchten sicherstellen, dass wir das bewahren, was unser Team ausmacht, und gleichzeitig die Erneuerung dort vorantreiben, wo wir neue Wege gehen müssen.

"Wir sehen den Erfolg in allen Business Units — und wir haben gute strategische Pläne in allen Bereichen. Entscheidend ist es jetzt — mit dem besten Team in der Audioindustrie — Tag für Tag und Woche für Woche die Zukunft zu gestalten, die wir uns vorstellen. So schaffen wir durch unsere Motivation und Fähigkeiten die Lösungen von Morgen für unsere Kunden*innen."

Andreas & Daniel Sennheiser
Was wollen Sie mit dem gesamten Sennheiser-Team in den nächsten Jahren erreichen? Was wünschen Sie sich für das Team und das Unternehmen?

Andreas Sennheiser: Wir sehen den Erfolg in allen Business Units — und wir haben gute strategische Pläne in allen Bereichen. Entscheidend ist es jetzt — mit dem besten Team in der Audioindustrie — Tag für Tag und Woche für Woche die Zukunft zu gestalten, die wir uns vorstellen. So schaffen wir durch unsere Motivation und Fähigkeiten die Lösungen von Morgen für unsere Kunden*innen.